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Estlandreise des Vereins "Hilfe für Estland e.V."  vom 28.06.-6.07.2004

unge Mädchen mit den traditionellen Trachten auf dem Tanzfest in Tallinn
Mu isamaa on minu arm - mein Vaterland ist meine Liebe

Beeindruckend und bewegend erklang die heimliche estnische Nationalhymne "Mu isamaa on minu arm" auf dem Lauluväljak, dem Sängerfestplatz östlich von Tallins Zentrum, gesungen von 20.000 begeisterten jungen und älteren Sängerinnen und Sängern. Im Sommer 1988 rückte das kleine Estland mit der "Singenden Revolution" in den Mittelpunkt des Weltgeschehens und erlangte durch politisch-musikalische Demonstrationen die Loslösung von der Sowjetunion und die Wiederherstellung seiner Souveränität. Wer diese Atmosphäre nicht selbst einmal persönlich erlebt hat, kann die Stimmung kaum nachempfinden. Deutschland soll zwar nach aktuellen Zeitungsberichten das chorreichste Land sein, jedoch vermag man kein vergleichbares Fest aus Deutschland anführen.

Knapp 200.000 Besucher lockte das alle fünf Jahre stattfindende Sängerfest am ersten Juliwochenende in die estnische Hauptstadt Tallinn. Darunter befand sich auch eine Gruppe des Vereins "Hilfe für Estland e.V.", die die Reise in den Partnerkreis Viljandi mit dem Besuch dieses Ereignisses verbunden hat. Der Kreis Viljandi, ca. 2 1/2 Autostunden von Tallinn entfernt liegt in der Mitte des Baltenstaates. Die Gruppe, bestehend aus dem stellvertretenden Landrat Alfred Raschke, dem Vereinsvorsitzenden Winfried Räbiger, Vereinsmitgliedern, Vertretern des Rotary Clubs, des Naturschutzbundes Deutschland, der Kreisverwaltung und Estlandfreunden, wurde herzlich in Viljandi empfangen. In den folgenden Tagen wartete ein umfangreiches und interessantes Programm auf die 20 Teilnehmer. Auch für die "Kenner" des Kreises Viljandi hatte das Programm neue Seiten Estlands zu bieten. Interessant war der Besuch des Nationalparks Soomaa insbesondere für die Mitreisenden des Naturschutzbundes. Auf Holzplanken führten Tönis Korts und seine Schwester Tiina die Gruppe sicher durch das ihnen in allen Einzelheiten bekannte Hochmoorgebiet. Zusehen bekamen die Teilnehmer auch die Arbeit der Biber, die hier in einem Teil des Nationalparks optimale Bedingungen finden. Man vereinbarte, die neu gefundenen Kontakte zu vertiefen. Auch beabsichtigt der Naturschutzbund Deutschland die Naturschutzarbeit in diesem Gebiet finanziell zu unterstützen. 
 
Natürlich durfte auch ein Besuch in der alten Universitätsstadt Tartu und im Ostseebad Pärnu mit seinem schönen Sandstrand nicht fehlen. Die Schulrätin Kaja Land, die seit Beginn der Partnerschaft Kontakte in den Kreis Minden-Lübbecke unterhält zeigte der Gruppe ihre Heimat Setumaa in Südestland. Hier im Süden Estlands liegt auch die höchste Erhebung des Landes, der Suur-Munamägi (Großer Eierberg), mit sage und schreibe 318 m! Was man nicht vermutet: Hier kommen Wintersportler und Wanderer auf ihre Kosten!
Aber auch die Stadt Viljandi wollte erkundet sein. Ein Stadtrundgang brachte die Gruppe zu den Burgruinen, deren Ambiente im Sommer für Festspiele genutzt wird, zum Viljandi See mit seinen sich entwickelnden Wassersportmöglichkeiten, zum Landestheater Viljandi und vieles mehr. In Gedenken an den Initiator der Partnerschaft Richard Werncke, der in Viljandi geboren wurde und dort bis 1940 gelebt hat, wurden an seinem Grab Blumen niedergelegt.
Der am 28.07.2004 ernannte Landrat Kalle Küttis übermittelt bei einem Empfang die besten Grüße an den Mühlenkreis und bekräftigte den Wunsch nach einer gleichberechtigten Partnerschaft im vereinten Europa.
Beim Besuch der Sonderschule in Ämmuste konnte Johann Peter Blank die Grüße des Rotary Clubs Minden-Porta Westfalica überbringen und die mit Hilfe des Clubs erstellten neuen Gebäude persönlich in Augenschein nehmen. Der Bestand der Schule, deren Ende vor Jahren kurz bevor stand, verdankt diese dem unermüdlichen und engagierten Einsatz der Schulleiterin Eili Rohtla. Das alte Schul- und Internatsgebäude macht vor dem Hintergrund des Neubaus deutlich, wie dringend hier eine räumliche Verbesserung notwendig war.
Auch die kulturelle und kulinarische Seite Estlands blieb der Gruppe nicht verborgen. Bei vielen Gelegenheiten traten Trachtengruppen auf oder gab es heimische Speisen zu essen.
Durch diesen Besuch wurden die persönlichen Kontakte vertieft und neue Estlandfreunde gewonnen. Das diese Partnerschaft mit Leben gefüllt ist zeigen die vielen Besuche und Kontakte auf kultureller, sportlicher und privater Ebene. So konnten Hanna und Winfried Räbiger, die ihren Aufenthalt in Estland noch um einem Besuch bei Freunden in Viljandi verlängert haben, die Tanzgruppe Levern in Viljandi begrüßen. Diese unterhält schon lange Kontakte zur Tanzgruppe Lilli im Kreis Viljandi.
Des weiteren wird im August eine Mitarbeiterin des Kreises Viljandi ein 4-wöchiges Praktikum in der Kreisverwaltung absolvieren.

Der Besuch des Sänger- und Tanzfestes in Tallinn rundete den gelungenen und interessanten Besuch der Partner und Freunde hervorragend ab. Alle Mitreisenden waren sich einig: In fünf Jahren, wenn dieses beeindruckende Fest wieder stattfindet, sollte spätestens eine erneute Reise in diesen schönen Baltenstaat unternommen werden.